KI für kleine Unternehmen

Gesprächsrunde

Anfang Februar habe ich in Kusel eine Veranstaltung der IHK Pfalz, der Handwerkskammer für die Pfalz und der Wirtschaftsförderung des Landkreises Kusel moderiert mit dem Titel „Digitaler Wandel und der Einsatz von KI in heimischen Unternehmen – Unverzichtbar für den Erfolg“. Sie richtete sich an kleine und mittlere Unternehme in der Region, die Resonanz: sehr groß. Die Art der Unternehmen war breit gestreut. Praxen, Handwerksbetriebe, verarbeitendes Gewerbe und Dienstleister, auch aus dem benachbarten Saarland und der Vorderpfalz waren vertreten.

Wesentliche Mitbringsel der Veranstaltung für jedermann sind:

  • Starte lieber heute als morgen mit KI-Werkzeugen
  • KI-Werkzeuge können nicht alles, aber viel
  • Durch KI werden Experten stärker, aber Dumme keine Experten
  • Die Ergebnisse der KI müssen geprüft werden, die KI kennt kein ‚richtig‘ und ‚falsch‘

Gut, im Grunde ist das nicht neu. Interessant werden diese Punkte aber für kleine Unternehmen, wenn die Frage auftaucht, ob man sich mit KI beschäftigen soll. Klare Antwort dazu: auf jeden Fall jetzt starten. Die Werkzeuge wie ChatGPT, Gemini oder Copilot in ihren jeweiligen Ausbaustufen stellen eine leicht zu nutzende Schnittstelle auf für den unbedarften Nutzer dar. Die Qualität der Antworten ist mehr als zufriedenstellend, wenn man berücksichtigt, dass man nicht alles blind übernehmen darf.

Man sollte mal den Test machen. Dabei hilft es, sich die KI als einen Schulpraktikanten vorzustellen, dem man noch einiges erklären muss, der aber schon ziemlich viel in seinem Leben gelesen haben muss.

Ich bin eine Apothekerin und berate einen Patienten, der zum ersten Mal das Medikament X einnimmt. Was sind die Nebenwirkungen des Medikaments? Worauf muss bei der Einnahme geachtet werden?

Die erste Antwort ist, wenn man ChatGPT fragt, etwas lang. Man sollte also dem System mitteilen, was man gerne anders haben möchte:

Kannst Du die Antwort umformulieren? Fasse die Angaben bitte auf die Länge von einem kleinen Notizzettel zusammen und vermeide den Gebrauch von Fremdwörtern.

Kommen wir nun zum Kern dieses Beitrags. Wie erwirbt man als kleines Unternehmen eine Kompetenz, um mit KI umzugehen? Zuerst gilt da die alte Regel „Probieren geht über Studieren“. Jedoch stellt man schnell fest, dass die neue schöne Welt der KI zu verwirrend ist. Es geht nicht um den Einstieg und die Grundregeln. URLs für frei verfügbare Werkzeuge findet man durch eine einfache Suche im Netz, die Benutzerschnittstelle ist vermeintlich einfach, da ja frei geschriebener Text verstanden wird. Die entscheidenden Schritte liegen tiefer und sind nicht ohne Weiteres ersichtlich. Der KI müssen Anweisungen erteilt werden, da sie Informationen, die ein menschlicher Gesprächspartner sofort erkennen kann, mit übermittelt werden müssen. Die textuelle Schnittstelle zur Eingabe kennt ihre Umgebung nicht, sie offenbart der KI in der Regel nicht, welcher Mensch mit welchem Hintergrund die Anfrage stellt. Der Nutzer sollte mehr über sich und den Zweck seiner Anfrage mitteilen („Ich bin eine Apothekerin und berate einen Patienten, ..“).

Die Google-Suche von gestern war nur eine Zwischenetappe. Wie häufig benutzt man heute Suchmaschinen bei der täglichen Arbeit? Man kann diese Zahl mit 10 multiplizieren, um einen ersten Anhaltspunkt dafür zu bekommen, wie häufig in Zukunft KI genutzt werden wird, um Aufgaben zu erledigen. Die KI wird einfache Tätigkeiten erledigen, die Nutzung der KI wird in Software tiefer integriert. Statt „nur“ die Rechtschreibhilfe in Word zu nutzen, wird zukünftig ein text anhand von Stichworten und Daten erstellt. Prüfen, umformulieren, zusammenfassen und übersetzen kann durch KI bereits heute sehr effizient und zufriedenstellend erfolgen. Dafür ist jedoch erforderlich, dass kleine Unternehmen sich auch mit der Formulierung von Anfragen („promts“) beschäftigen. Eine zufällige Auswahl von Artikeln zum Prompt Engineering ist: hier, hier und hier.

Erschwerend ist sicherlich die Geschwindigkeit, mit der sich die KI entwickelt. Neben einem besseren Verständnis der Anfragen und der Qualität der Antworten wachsen auch allgemeine Anforderungen, wie die Nachvollziehbarkeit der Antwort des KI-Systems inklusive Angabe der genutzten Quellen, dem Schutz unternehmenseigener Daten, der Aktualität des Wissens der KI (sog. „cut off date“). Aus Unkenntnis kann man als Unternehmer in die eine oder andere Falle tappen. Der „EU Artificial Intelligence Act“ verlangt deshalb Schulungen fr die Mitarbeitenden in Unternehmen bei der Nutzung von KI.

Meine Einschätzung ist, dass der Kompetenzgewinn für viele Unternehmen zur Bewältigung der Tagesarbeit notwendig ist und sich der Aufwand lohnt. Kammern und Verbände bieten Weiterbildungen an, aber alle Theorie ist grau. Nur in der konkreten Arbeit lässt sich der Wert der KI beurteilen und es baut sich ein tieferes Verständnis für die Vorteile aber auch Beschränkungen der heutigen KI auf.

KI für kleine Unternehmen
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