In den letzten Wochen wurden zwei Praxisleitfäden veröffentlicht, die bei der Umsetzung einer „Smart City“-Strategie helfen können. Zum ersten hat das BBSR (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) eine Entscheidungshilfe für urbane Datenplattformen ins Netz gestellt (Link) – Stand Februar 2023. Zu zweiten wurde von der Digitalstadt Darmstadt ein „White Book Smart City“ inklusive eines Anhangs „Leitfaden“ veröffentlicht.
Beide Dokumente können unterstützen, decken aber nur die ersten Meilen der Straße der Digitalisierung ab. Wer konkrete Handreichungen erwartet, wird hier leider enttäuscht. Die BBSR-Veröffentlichung nennt Ansätze wie FIWARE explizit nicht, die konkreteste Nennung eines Werkzeuges ist CKAN als Meta-Ansatz für das Katalogisieren von Datenbeständen. Aus unserer Sicht ist aber die frühe Beschäftigung mit Datenbeständen, der Verwaltung von Sensordaten und die Verarbeitung inklusive Aggregation, Abstraktion und Validierung eine der Aktivitäten, die man mal gemacht haben muss, bevor die Entscheidung bezüglich einer Datenplattform gefällt wird. Dabei gibt es durchaus Praxisbeispiele, die einen näheren Blick wert sind – nicht nur die „Big 3“, also Hamburg, Leipzig, München (in alphabetischer Reihenfolge oder dem Nord-Süd-Gefälle folgend) als geförderte Vorreiter. Andere Kommunen haben kleine Plattformen aufgesetzt und sammeln fleissig Erfahrungen beim Aufbau von komplexen Systemen.
Das White Book aus Darmstadt hat einen klaren Blick auf die Evaluierung von Digitalisierungsvorhaben, bleibt aber etwas abstrakt bei den Vorschlägen zur Gliederung dieser. Auf etwa 70 Seiten in der Langfassung werden Projekte vorgestellt und ein Bewertungsschema entwickelt und befüllt. Am wertvollsten erscheint uns dabei der Abschnitt „Smart-City-Taxonomie“, der Evaluierungen strukturiert sowie Indikatoren und Indikatorik vorstellt, wobei hier die Konzentration auf den UN-Nachhaltigkeitszielen und der Anwendung durch die OECD liegt. Allerdings bleibt es in dem Dokument bei der Auflistung dieser Ansätze und es wird keine Empfehlung gegeben, wie denn eine Kommune diese Indikatorik anwenden soll.
Stellvertretend für das sich immer mehr anhäufende Wissen im Bereich Smart City zeigen diese beiden Veröffentlichungen ein gewisses Dilemma bei der Weitergabe von Erfahrungen zwischen den Kommunen. Die Ergebnisse sind generell, um möglichst allen Ansätzen gerecht zu werden, was sie aber für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kommunen, in kleinen Teams oder als Einzelkämpferin unterwegs, es schwer machen, die jeweils eigenen Herausforderungen zu meistern. Abstraktion ist ein Mittel, um zu verstehen und zu gliedern. In konkreten Projekten muss dann aber wieder Detail im Prozess der Wissensvermittlung vorhanden sein. Nicht jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter können die allgemeinen Hinweise auf ihre Erfahrungswelt und Herausforderungen abbilden.
Wir plädieren mit #einfachmalmachen für eine schrittweise Herangehensweise, indem erfolgreiche Ansätze aus anderen Kommunen kopiert werden und für die lokalen Bedürfnisse angepasst werden. Nicht immer muss die große Datenplattform dabei am Anfang stehen. Man kann ruhig mal mit einem kleinen System, einem LoRaWAN-Gateway und ein paar Sensoren anfangen. Die Überraschung wartet meist in Form von Erkenntnissen auf, dass nicht die Technik, sondern die Eigenschaften der Daten, die Probleme beim Erfassen und das Verwalten der Datenbestände wesentlich mehr Aufmerksamkeit erfordern.