Digitale Teilhabe

Warum nicht aus einem Tweet einen Beitrag machen? Anlässlich eines Vortrages auf der 59. Bundeskonferenz der mittelstädtischen und regionalen Volkshochschulen in Kaiserslautern:

Das sollte ausgeführt werden.

Für jeden, der sich mit Smart City-Themen beschäftigt, ist die App „Stadt | Land | Digitalfluss“ eine Reise wert. Zugegeben, diese App war mir bis vor Kurzem unbekannt. Erst die Vorbereitungen für den Vortrag haben mich auf die Spur gebracht. Die Version 1.0 ist im Februar 2021 erschienen, seitdem sind im Apple Store vier neue Versionen hinzugekommen. Auch für Android gibt es eine Variante. Kompetenzaufbau steht im Vordergrund der App, Elemente mit Gamification und kleine Abfragetests lassen die Nutzung der App aber nicht nur konsumierend zu. Eine Beschreibung ist hier überflüssig, einfach mal installieren und ausprobieren.

Die App ist ein sehr guter Startpunkt, konzentriert sich aber nur auf einige Themen der modernen Gesellschaft: Mobilität, Arbeit, Gesundheit. Im Kern wird die digitale Transformation technisch zentriert gesehen. Es wird ein Mindestmaß oder kleinster gemeinsamer Nenner der modernen Welt in der App beschrieben und erläutert. Die gesellschaftlichen Auswirkungen der digitalen Transformation werden wenig adressiert, mehr in Nebensätzen und nicht als eigene Module. Trotzdem st die App wertvoll. Sie liefert einen guten ersten Wissensbaustein für Menschen, die nicht digital affin sind und hält Wissensbausteine bereit, die auch ohne weiteren Kontext genutzt werden können.

Das Buchkapitel „Digitale Teilhabe für alle – Lernen von und mit den Volkshochschulen“ von Simone Kaucher, Joachim Rattinger und Charlotte Karpenchuk ist ein Teil des Handbuches „Digitale Kompetenzentwicklung“, herausgegeben von Philipp Ramin. Es ist ausschließlich als eBook erhältlich, leider gibt die Vorschau auf den bekannten Web-Seiten nicht allzu viel her, die Liste der Autoren im Handbuch ist so lang, dass für das Inhaltsverzeichnis in der Vorschauansicht nichts mehr übrig bleibt. Das Kapitel zeigt sehr anschaulich, wie sich die Volkshochschulen als der Lernort der außerschulischen Bildung bereits vor der Corona-Pandemie digital gut aufgestellt habe und diese Fähigkeiten in den letzten Jahren weiterentwickelt wurden.

Allen Smart City-Kollegen möchte ich dieses Buchkapitel, welches sich eigenständig ohne die anderen Teil des Handbuchs lesen lässt, sehr ans Herz legen. Warum? Die Volkshochschulen sollten eine wichtigere Rolle in der Kompetenzentwicklung unserer Gesellschaft ausüben. Sie sind die Spezialisten, haben geeignete Infrastrukturen und die didaktische Erfahrung in den Zielgruppen, welche für die digitale Transformation am härtesten arbeiten müssen.

Nur Technik?

Die „digitale teilhabe“ wird häufig mit einer starken Betonung auf das Technische gelegt. Neben der oben genannten App wäre die Bitkom-Studie zum Digitaltag 2022 ein gutes Beispiel (Link). Endgeräte und Barrierefreiheit sind Hauptpunkte. Reicht dies aus, um den Begriff komplett zu erfassen? Wesentlicher Bestandteil der „Modellprojekte Smart Cities: Stadtentwicklung und Digitalisierung“ ist die Partizipation. Viele Städte definieren in ihren Digitalstrategien maßgeschneiderte Lösungen für die Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern in die frühen Phasen von Vorhaben. Beteiligungsplattformen werden aufgebaut, welche modern und umfangreich die Hürden für den Wissensfluss zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft reduzieren sollen. Dies verändert Gestaltungsprozesse. Diese Veränderung muss aber auch bei den nicht digital affinen Mitgliedern der Gesellschaft ankommen. Das verlangt nicht nur Endgeräte und das Wissen um die Nutzung von Browsern. Was ist mit Fragen der Nutzer zum Datenschutz und das Verständnis, wie kollaborative Prozesse in der digitalen Welt ablaufen? Hier gilt es anzusetzen und die Volkshochschulen können dabei wichtige Beiträge leisten.

Dilemma

Damit wären wir eigentlich wieder bei dem Thema App vom Beginn des Beitrags, in welcher Wissen gut und anschaulich verpackt ist. Diese Lösung zeigt aber auch das Dilemma auf. Eine aufwändig entwickelte App für ganz Deutschland kann auch nur den kleinsten gemeinsamen Nenner wiedergeben. Die Situation vor Ort ergibt sich aber aufgrund individualisierter Standardlösungen („customized“) oft ganz anders. Fast wäre es so, als wenn man mit einem Deutschbuch die regionalen Dialekte lehren möchte. Es sollte aber ja gerade eine möglichst kleine Distanz zwischen dem Lernstoff und der vor Ort realen Umgebung bestehen, damit das Gelernte sofort angewendet werden kann. Das ist bei der digitalen Teilhabe der aus meiner Sicht spannende Punkt.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Digitale Teilhabe
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